Ein gemütlicher Nachmittag mit Heidi Stafflinger bei den Schafen auf dem Gelände des Großkraftwerks

Interview
Foto: Michaela Freymüller
Michaela Freymüller (MF): Guten Tag Frau Stafflinger, hallo Heidi. Diesmal treffen wir uns bei Dir im Bauwagen, Liese und Betty, Deine beiden Hütehunde, dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen.
 
Interview
Foto: Heidi Stafflinger
Seit unserem letzten Interview ist schon eine ganze Weile vergangen. Zu dieser Zeit, im Frühjahr, waren einige Schafe trächtig. War Deine Zucht erfolgreich?
 
Heidi Stafflinger (HS): Ja, man kann wohl von einem sehr erfolgreichen Zuchtjahr sprechen, meine Herde ist auf die stattliche Anzahl von nahezu 30 Schafen angewachsen. Es waren einige Lämmer dabei, die für die weitere Zucht auch sehr vielversprechend sind.
 
MF: Siehst du seit dem Beginn der Beweidung und Deiner Arbeit mit den Schafen eine Veränderung der Flächen im Gebersdorfer Wiesengrund?
 
HS: Als ich 2012 mit der Beweidung anfing, gab es dort fast nur lange Gräser und Sauerampfer. Durch die zahlreichen Lämmer, waren die Schafe in der Landschaftspflege sehr erfolgreich. Der Vorteil einer Schafbeweidung gegenüber dem Traktor ist das selektive Fressverhalten der Schafe. Diese fressen mal hier, mal da, dadurch entstehen offene Standorte mit mehr Licht und Artenvielfalt. Das lange Gras wird von den Schafen regelmäßig kurzgehalten und deshalb können verschiedene Blumen und Kräuter besser wachsen.
 
MF: Um welche weiteren Pflanzen handelt es sich hierbei ganz konkret?
 
HS: Hauptsächlich um die sonnenliebenden Arten, wie z.B. wilder Thymian, Sandgrasnelke, Felsennelke, Natternkopf, Hundszunge, Hasenklee, fette Henne u.v.m. Das sind alles Überlebenskünstler, die besondere Strategien entwickeln, um in trockenen, sandigen Böden keimen und wachsen zu können. Zeitgleich bieten diese Pflanzen wiederum Nahrung für zahlreiche Insekten, wie Schmetterlinge, Hummeln und Wildbienenarten. Auch Heuschrecken, Eidechsen und etliche Käferarten fühlen sich hier wohl, nicht zu übersehen die vielen Ameisen, die der Grund dafür sind, dass sogar ein Pärchen Grünspechte ihre Brut dort aufziehen konnte, Grünspechte ernähren sich fast ausschließlich von Ameisen.
 
MF: Ich kann mich erinnern, dass wir im letzten Winter recht häufig schneebedeckte Wiesen hatten. Was machst du in der Zeit mit den Schafen?
 
HS: Im Winter fressen die Schafe hauptsächlich Silage und Heu im Stall, aber trotzdem hüte ich meine Tiere täglich. Die Bewegung und die frische Luft sind auch für die trächtigen Mutterschafe ganz wichtig. Selbst bei Schnee finden die Tiere durch die Schneedecke hindurch immer noch frisches Grün. Darum ist es auch im Winter wichtig, dass Spaziergänger auf den vorhandenen Wegen bleiben. Trittschäden entstehen auch durch die schneebedeckten Flächen hindurch, der Boden wird dabei verdichtet und seltene Pflanzen werden geschädigt und zerstört.
 
MF: Nun muss ich noch das Thema mit den Hunden ansprechen. Nehmen die Hundebesitzer Rücksicht auf sie Schafe?
 
HS: Na ja, es hat sich schon einiges gebessert, insbesondere halten sich viele Hundehalter zwischenzeitlich an die Beweidungszeiten und sind mit ihren Hunden nicht auf der Wiese, wenn ich mit meinen Tieren unterwegs bin. Leider gibt es aber weiterhin das Unverständnis einiger Hundehalter, die ihre Tiere doch recht häufig in der Wiese und an den neu gepflanzten Obstbäumen graben lassen. Aufgrund der hierdurch entstehenden Löcher musste ich schon einige verletzte Schafe vom Tierarzt behandeln lassen. Auch die mittlerweile zahlreich vorhandenen Eidechsen werden nachhaltig an ihren Rückzugsorten durch die Grabungen gestört. Bedanken möchte ich mich noch bei den doch recht zahlreichen Hundebesitzern, die nicht nur den Hundekot in den bereitgestellten Mülleimern entsorgen, sondern auch liegengebliebenen Müll einsammeln und damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
 
MF: Na, dann hoffen wir mal darauf, dass sich die Situation noch weiter verbessern lässt. Ich darf mich zunächst für das erneute Interview herzlich bedanken. Vielleicht setzen wir das Gespräch bei Gelegenheit mal wieder fort.
 

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